… in Anlehnung an meinen Buchtitel „Im Schneckentempo zum Gipfelsieg“.
Einen erfüllten Genusslauf, ein tiefes Einatmen von traumhafter Bergkulisse, von satter Natur und wundervollen Almen durfte ich am 25.5. in Schwarzach, bei meiner bislang längsten Trail Distanz in einem Wettbewerb, erleben.
Aber von Anfang an.
Schwarzachtrail 2024 – ich war dabei. Und nicht nur ich, – sondern auch rund 20 weitere Starter von dem LC Wienerwaldschnecken, die sich auf die Reise gemacht hatten, um die wundervollen Trails in Salzburg zu genießen.
Schon vor vielen Jahren war ich das erste Mal als Zuschauer mit dabei und 2022 traute ich mich schließlich an die K15 Distanz. 2023 hab ich ein Buch geschrieben mit dem Titel „Im Schneckentempo zum Gipfelsieg – wie Trailrunning mein Leben bereichert“.
Dieses durfte ich im Rahmen der „Heiligenkreuzer Trailnacht“, organisiert von dem LC Wienerwaldschnecken, in einer Lesung vorstellen. Bei der Veranstaltung war neben einem inspirierenden Vortrag der Ultraläuferin Diana Dzaviza auch das Team vom Schwarzachtrail. Sie präsentierten: „Schwarzach Trail – der Film“, und ich kam mit dem Veranstalter Georg Kreer ins Gespräch und er ermutigte mich, die K33 zu probieren.
So stand ich am Samstag, den 25.5.2024 um 10 Uhr mit drei Laufkollegen aus meinem Verein am Start um zusammen die K33 zu bestreiten. Die meisten der anderen Wienerwaldschnecken waren schon eine Stunde früher gestartet und wagten sich an 47 Kilometer und 2.600 Höhenmeter. Meine Distanz war 33 Kilometer und 1.700 Höhenmeter. Ein paar weitere Schnecken fieberten ihrem Start um 11 Uhr mit 17 Kilometer und 650 Höhenmeter entgegen.
Aber zurück zum K33. Nach dem Briefing ging es pünktlich los und wir liefen kurz durch den Ort, – dann kamen schon die ersten Höhenmeter und damit verbunden schöne Laufstrecken. Ich verlor sehr bald den Anschluss zur letzten Frau vor mir und musste mich daher gut auf die Markierungen konzentrieren, die jedoch perfekt gesetzt waren. Die klare Botschaft von Georg war, wenn ihr 500 Meter keine Markierung entdeckt, dann dreht um, dann seid ihr falsch! Das gibt Sicherheit!
Stetig ging es nach oben. Ich sammelte Höhenmeter und Kilometer und dann war ich auch schon bei der ersten Labe, einladend angerichtet mit verschiedensten Leckereien und es fehlte an nichts! Dazu freundliche und aufmunternde Helfer! Sie fragten sofort, ob ich was brauche. Ich wollte erstmal durchschnaufen, denn gewinnen würde ich ja offenbar das Rennen nicht mehr 😉
Ich stärkte mich mit Wasser, Iso und Banane bevor es schon wieder weiter ging. Die nächste Labe ließ nicht lange auf sich warten. Dort begann es zu nieseln, aber nur kurz und meine Hoffnung, das Wetter würde sich verziehen und der Regen noch warten, wurde erhört. Immer schöner wurden die Aussichten da oben. Egal in welche Richtung ich blickte, die Umgebung, die Landschaft – es war herrlich! Und ich wusste, warum ich da war.
Da ich leider unter Höhenangst leide, gab es eine kurze Querung, die für mich ein bisschen heikel war, mit Gatsch und loser Erde. Viel mehr Respekt hatte ich jedoch vor dem steilen bergab-Stück, von dem Georg im Briefing erzählt hatte. Da gehts ordentlich runter – doch es wäre eh laufbar, meinte er. Aber auch für mich?
Am Ende war es nur halb so schlimm, – ich hatte mir da schon alles mögliche ausgemalt und war daher sehr erleichtert, als ich unten auf den Fotografen traf. Zu dem Zeitpunkt erfuhr ich auch, dass ich nun die Letzte im Wettkampf wäre und der Schlussläufer am Weg zu mir sei. Ich bat den Fotografen, den Schlussläufer ein bisschen ins Gespräch zu verwickeln, denn ich würde mich super fühlen und noch gern ein Stück alleine weiterlaufen.
Ab dann war also nicht wie beim Wings for Life das Catching Car hinter mir her, sondern der Schlussläufer 🙂
Der nächste Anstieg brachte mich zur Dritten von vier Laben. Ab hier traf ich auf die K47 Läufer, die schon drei Gipfel erklommen und deutlich mehr Kilometer und Höhenmeter in den Beinen hatten.
Nun überholten mich immer wieder ein paar von ihnen, die ich gerne vorbei ließ und mal durchschnaufte. So auch, als ich Manuel kennenlernte. Drei Läufer kamen an mir vorbei, zwei gingen weiter und einer blieb stehen. „Du bist es jetzt also“ stellte ich fest. Er war es. Manuel, der Schlussläufer, der ab nun nicht mehr von meiner Seite weichen sollte.
Zum Reden fehlte mir die Luft, aber ein paar Worte konnten wir doch wechseln und Manuel gab mir immer wieder hilfreiche Tipps. Vor allem konnte ich durch ihn die für mich völlig unbekannte Strecke besser einschätzen.
Das Highlight war neben dem späteren Zieleinlauf das Gipfelkreuz am Hochglocker. Wie bei den Labe Stellen gab es hier ausschließlich freundliche Gesichter, die mich mit Applaus, Jubel und – was ich gar nicht fassen konnte – meinem Handyklingelton – in Empfang nahmen. Es war ein Lied von den Ärzten! „Die Musik stimmt sich auf jeden Läufer ein“ – meinten sie lachend und machten noch ein Gipfelfoto mit meinem Handy für mich. Ich berührte dankbar das Kreuz, atmete tief durch und genoss den Ausblick rund um mich.
Der überwiegende Teil des gesamten Trail Laufes führte über feine Wege, durch Wiesen, auf Almen, durch den Wald und mit traumhaftem Weitblick über das wunderschöne Gebiet. Ein Anblick, der mich immer wieder erneut glücklich macht und für mich die Motivation ist, die anstrengenden Passagen immer höher hinauf zu bewältigen. Weil es sich lohnt, wenn man dort oben innehält, sich kurz Zeit nimmer und die Schönheit der Landschaft in sich aufsaugt.
Ab dann war der Großteil der Höhenmeter geschafft und es ging mir körperlich gut. Der Magen spielte nicht verrückt, die Beine waren zwar ordentlich beansprucht, aber noch stabil.
Kurz nach der vierten Labe überholten mich noch zwei Lauffreunde aus meinem Verein und ich wusste, auch mein Mann, Andreas Hutter, unterwegs auf der 47 Kilometer-Route, würde nicht mehr weit hinter mir sein.
Aber jetzt brauchte er mich auch nicht mehr einzuholen 🙂 – es waren noch rund sechs Kilometer bis ins Ziel, die sich aber noch ein bisschen dahinzogen.
In St. Veit erwischte uns noch ein heftiger Regenguss, aber der konnte mir nicht mehr viel anhaben. Im Ort hatten wir am Freitag Abend gegessen, – Luftlinie vermutlich kein Kilometer zum Ziel – aber es ging nochmal eine Schleife in den Wald und einige Höhenmeter rauf, bis wir endlich auf den Zielgeraden waren. Manuel begleitete mich bis zur letzten Kurve und ließ mich den Zieleinlauf schließlich alleine bestreiten. Ich hörte bereits meinen Namen und Georg schien Werbung für mein Buch zu machen. Er kennt viele Starter persönlich und das machte das Ganze sehr familiär.
„Martina Hutter von „Laufend Schreiben“ kommt ins Ziel“ hallte es mir entgegen und spornte mich nochmal an.
Hinter dem Zielbogen warteten bereits meine Freunde mit einem Transparent der Wienerwaldschnecken und nahmen mich in Empfang. Meine Freude und Erleichterung war riesengroß, als ich wohlauf nach 6:37 Stunden das Ziel passieren konnte!
Vor meinem Mann wohlgemerkt, er hatte es sechs Minuten später geschafft.
Natürlich ist es nicht das Ziel, die letzte Läuferin eines Bewerbes zu werden. Aber irgendjemand muss es nun mal sein und für mich war es die erste Laufveranstaltung mit so viel Kilometern und Höhemetern. Hätte ich nicht so viele Fotos gemacht, nicht da und dort an den Laben oder anderen Gelegenheiten geplaudert, dann wäre ich vielleicht früher ins Ziel gekommen. Aber in welcher Verfassung? Und wozu? Dass ich das Ding nicht gewinne, war mir ja schon ein bisschen früher bewusst.
So fühlte ich mich immer noch gut, als ich ins Ziel kam und konnte den weiteren Verlauf des Laufevents genießen und auskosten.
Wir feierten die weiteren Wienerwaldschnecken, die das Ziel erreichten, gebührend und ließen den Abend gemeinsam ausklingen.
Mal sehen, zu welcher Distanz ich mich am 1. November für Schwarzach 2025 anmelden werde, aber der K33 war schon mal super – der wird es mal mindestens!
Fotos: Werner Wurzer und Klaus Spielbüchler
Im Schneckentempo zum Gipfelsieg – Wie Trailrunning mein Leben bereichert